WOL als krisenfeste Change-Management-Tool mit Katharina Krentz (auch als Audio-Version)

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WOL als krisenfeste Change-Management-Tool mit Katharina Krentz (auch als Audio-Version)

Für unseren Blog spreche ich, Stephanie Ekrod (SE), heute mit Katharina Krentz (KK). Seit 2005 bei Bosch beschäftigt, ist ihr Thema New Work mit Fokus auf virtueller Zusammenarbeit, Mitarbeitervernetzung und Kulturwandel. Heute sprechen wir über Working Out Loud (WOL), eine Methode, die alle drei Aspekte gleichermaßen wirkungsvoll befeuert. Jedoch, ist WOL nicht schon mehr als hinreichend besprochen und dokumentiert? Muss es dazu echt jetzt noch ein Interview geben? Hier ein Zitat von Katharina, das mich mehr als neugierig gemacht hat:

Eigentlich haben wir gedacht, WOL sei nur der perfekte Enabler für vernetzte, digitale Zusammenarbeit. Heute sehen wir, dass es das perfekte Change-Management-Tool ist.“

Hört, hört. Das will ich genauer wissen. Und natürlich auch, was WOL speziell #inZeitenvonCorona für uns tun kann. Also los.

SE: Katharina, bevor wir inhaltlich ans Eingemachte gehen, vielleicht noch ein paar Worte zu deiner Person. Du sagst über dich selbst, es geht um „Krentzen aufbrechen und überwinden. Geht nicht, gibt´s nicht“. Du hast bereits in Afrika, USA, China, Indien und Deutschland gelebt. Du bist heute bei Bosch nicht nur für die Förderung der internationalen, kollaborativen Zusammenarbeit aktiv, sondern ebenso als freie Speakerin und Beraterin für New Work und vor allem für WOL direkt ansprechbar mit deinem eigenen Unternehmen „Connecting Humans“. Du und diese Methode, ihr habt viel gemeinsam, kann das sein?

KK: Ja, man kann glaube ich wirklich sagen, das Thema hat mich gefunden.  Obwohl meine Generation noch nicht zur den „Digital Natives“ gehört, habe ich aus persönlichen Gründen früh angefangen übers Internet zu kommunizieren und Verbindungen zu halten. Aus dieser Selbsterfahrung kann ich die Vorzüge von Online und Offline gut vermitteln. Verbindung und Vernetzung zu schaffen ist ein persönliches Anliegen von mir. Das wurde 2010 auch für Bosch relevant.

SE: Wie fing ging es denn dann bei Bosch mit WOL ganz konkret an?

KK: Ungefähr zu dieser Zeit wurde bei Bosch klar, dass Social Media und virtuelle Kommunikation ganz neue Möglichkeiten bieten, um weltweit besser und in Echtzeit miteinander zu kommunizieren. Damals war ich noch im Finanzbereich tätig, aber persönlich eben schon sehr geübt im Umgang mit den neuen Medien. Also habe ich mich 2012 im Projekt „Enabling Enterprise 2.0“ eingebracht, in dem es darum ging, wie Teams im virtuellen Raum zusammenarbeiten können. Wir haben einfach nach Methoden gesucht, die 400.000 Mitarbeiter in über 60 Ländern erreichen können, also für eine Masse funktionieren, aber den Fokus auf dialogorientierte Teamarbeit legt. Als ich 2015 das Buch von John Stepper gelesen habeund das erste mal seine WOL-Circle-Methode ausprobiert habe, war das für mich wie ein Befreiungsschlag.

WOL (WORKING OUT LOUD) IN A NUTSHELL:

  • 1 eigenes, inspirierendes Anliegen/Ziel
  • 3-5 Mitstreiter, die man selbst anspricht, um einen Circle zu gründen oder man meldet sich auf https://circlefinder.workingoutloud.com/circles und findet einen Circle
  • 12 gemeinsame Wochen, in denen man je 1 Stunden zusammenkommt
  • Angeleitet durch die genau dokumentierten WOL-Circle-Guides (in 10 Sprachen vorhanden)

 

SE: Nicht nur bei Bosch, sondern auch in vielen anderen Unternehmen und Netzwerken hat sich WOL in den letzten Jahren sehr stark ausgebreitet. Was macht das Tool so einfach?

KK: Zunächst mal kann jede Einzelperson, die Wandel anstrebt und Lust auf eine neue Erfahrung von Zusammenarbeit mit neuen Tools hat, direkt starten. Ganz ohne Coach, ohne Mentor, ohne Erlaubnis einer Führungskraft oder gar ohne Zustimmung eines ganzen Teams. Klar, bei Bosch haben wir mittlerweile sehr viel Struktur und Organisation abgebildet, um es so einfach wie möglich zu machen. Aber auch jede Einzelperson kann sich bei John auf der Homepage anmelden, im Circle-Finder einen Circle gründen oder finden und sofort starten. Da WOL ein Open Source Konzept ist, mit umfangreichen Circle Guides auf der Homepage, die es sogar in 10 Sprachen gibt, ist man perfekt angeleitet.

SE: Und was ist daran vielleicht auch manchmal schwer?

KK: Na ja, wenn ich gewohnt bin, mich in 3-Tagesseminaren von Profis „belehren“ zu lassen, kann der Schritt in das komplett eigenverantwortliche und selbstorganisierte Lernen über zwölf Wochen schon ein bisschen größer sein.

Wie überall ist das größte Hindernis aber oftmals die eigene Haltung. „Ach WOL – das Buzzword“, höre ich oft, „damit fange ich erst gar nicht an“. Oder aber „Ich mach zwar mit, beweise dir aber, dass es nicht funktioniert“. Wie bei so Vielem: Das Mindset entscheidet über den Erfolg.

In Unternehmenskontexten ist es zudem wichtig, dass die wöchentlichen Meetings tatsächlich während der Arbeitszeiten stattfinden dürfen. Nur so wird unterstrichen, dass Lernen und Arbeiten tatsächlich eins sind. Persönliche Weiterentwicklung kann nie von der Person getrennt werden, selbst wenn ich ein privates Anliegen im Circle bearbeite. Es muss klar sein, dass die Kompetenzen, die ich erwerbe, durch mich auch dem Unternehmen zur Verfügung stehen werden. Da WOL vor allem Eigenverantwortlichkeit, Selbstorganisation und virtuelle Zusammenarbeit vermittelt, gibt es kaum ein Tool, in dem sich die Mitarbeiter die aktuell notwendigen Kompetenzen so leicht aneignen können.

SE: Das ist wahrscheinlich auch genau der Punkt, warum du denkst, dass WOL ein „perfektes Change-Management-Tool“ ist, oder?

KK: Das stimmt. Da die Circles sich in Unternehmen eher über Teams, Abteilungen oder Bereiche hinweg, also crossfunktional, divers und im Idealfall sogar länderübergreifend gründen sollen, kommt es ganz natürlich zu einer beispiellosen spartenübergreifenden Vernetzung, zu Wissenstransfer und gegenseitiger Inspiration. Man muss sich aber ohnehin immer wieder fragen: Was ist eigentlich ein Change-Management-Tool? Da draußen gibt es ja mittlerweile einen Baukasten sondergleichen.

Ein Zitat, dass mich bei dieser Frage immer wieder begleitet ist folgendes:

„Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis immer am größten.“

Über das Denken, das Verstehen und das Wollen ins Tun zu kommen ist eine der größten Herausforderungen überhaupt. Das kennen wir alle. Alles was da funktioniert, fällt für mich ins Change Management. Aber welche Change-Tools ermöglichen das eigentlich? Vor allem welche Tools sind so niedrigschwellig, dass jeder jederzeit teilnehmen kann? Und zwar ohne, dass sich sofort die Struktur, die Umgebung, die Rahmenbedingungen ändern müssen?

Eine Schlüsselfrage im Change ist immer, ob wir erst das System ändern müssen, damit die Menschen hinterher ziehen können, oder ob wir direkt bei den einzelnen Menschen ansetzen und sie empowern, das System Schritt für Schritt zu ändern. WOL zahlt auf jeden Fall auf letzteres ein und verbindet darüber hinaus die oben erwähnten Vorzüge.

SE: Was kann WOL gerade jetzt #inZeitenvonCorona für uns tun?

KK: Hier ist vor allem gerade jetzt die Ausdehnung der digitalen Kompetenz zu erwähnen. Obwohl das digitale Zeitalter bereits seit >30 Jahren begonnen hat, bekommt die virtuelle Zusammenarbeit erst durch die Krise einen enormen Schub. Viele Menschen erfahren nun, dass die Kompetenz virtuell sicher in Teams zu arbeiten unerlässlich ist. An vielen Stellen fehlt sie aber noch gänzlich.

Meeting-Strukturen, die offline funktionieren, lassen sich nicht eins zu eins ins Digitale übertragen. Die Angst vor Kontrollverlust ist jetzt noch höher als vorher: Führen über Anwesenheitszeit funktioniert im Remote-Modus nicht. Ganze Teams sind ineffizient, weil sie nicht wissen, wie man sich im virtuellen Raum synchronisiert und organisiert. Es mangelt an Führungs-, Team-, Zusammenarbeits- und Kommunikationskompetenz im digitalen Raum. Ich werde gerade ständig zu all diesen Belangen angefragt. Eine tolle Möglichkeit, diese Kompetenzen aufzubauen ist WOL. Auch nach der Krise werden wird diese Kompetenz vermehrt benötigen.

Vielleicht findet sich in diesen Wochen für den ein oder anderen auch über die Zeit ein Anliegen, dass erst nach Corona wieder relevant wird, aber jetzt gedanklich gestartet werden kann, auf diese Weise in Angriff zu nehmen. Einzelnen Personen wie auch Unternehmen kann ich das nur wärmsten empfehlen.

SE: Katharina, du hast mein Bild von WOL stark erweitert und mich erkennen lassen, wie viel größer der Nutzen sein kann, als zuvor angenommen! Vielen Dank für den wertvollen Austausch und das tolle Interview.

Sie finden das Interview hier auch als Podcast:
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