Wie bleibt man optimistisch, wenn der Lock-Down länger bleibt?

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Wie bleibt man optimistisch, wenn der Lock-Down länger bleibt?

Ich gebe es zu: In den gestrigen Tagen, an dem Bundesregierung und Bunderländer über Lockerungen des Lock-downs entscheiden wollten, hatte ich große Hoffnungen gesetzt. Die positiven Beispiele aus Ländern wie Dänemark, wo man beginnt, die Schulen wieder zu eröffnen, hatten mich optimistisch gestimmt. Die Berichte meiner Freundinnen und Kolleginnen, die versuchen, hoch anspruchsvolle Jobs parallel zur häuslichen Kinderbetreuung zu stemmen, hatten mich zuvor berührt. Und ich selbst war hoffnungsfroh, dass mit Lockerungen auch die schrittweise Rückkehr zu meinen Kunden möglich würde, deren Projekte und Veränderungsprozesse durch die Kontaktbeschränkungen ins Stocken geraten waren.

 

Das bisherige Konzept: Effektivität durch Fokus auf den eigenen Einflussbereich

Gestern erinnerte mich Hochschulprofessor und Leadership-Trainer Wolfgang Jenewein mit einem LinkedIn-Beitrag an ein ganz grundlegendes Modell, das Jahre zuvor mein eigener Mentor regelmäßig zitiert hat und das auch ich meinen Kunden, Trainings- und Workshop-Teilnehmern oft aufzeichne: Die Rede ist von Steven Covey’s Influence Circle.

Circle of Influence – in Anlehnung an Steven Covey

Ganz kurz zu diesem einfachen Modell: Der Circle of Concern beinhaltet all die Dinge, die uns beschäftigen. In Zusammenhang mit Corona zählen dazu die Infiziertenzahlen, die Todesfälle, die weltweiten Reaktionen der Regierungen einschließlich der Kontakteinschränkungen, die uns persönlich betreffen. All dies ist für uns „of concern“, aber wir können es nicht unmittelbar beeinflussen. Wenn wir dort verharren, unsere Gedanken und Gespräche ausschließlich darum kreisen lassen, sind wir nicht proaktiv. Laut Covey: Kein Merkmal der von ihm erforschten „highly effective People“. Proaktiv und effektiv sind wir, wenn wir unseren Fokus auf Themen in unserem „Circle of influence“, unseren Einflussbereich legen. Dort finden wir Themen, die wir selbst beeinflussen können. Covey postuliert, dass wir Effektivität und Erfolg erzielen, in dem wir uns radikal auf diesen inneren Kreis konzentrieren und dass er sogar im Verhältnis zum Circle of Concern wächst, wenn wir uns an ihn halten.

Alle, die in Management-Seminaren gut aufgepasst haben, wissen: Es lohnt sich nicht, im Circle of Concern zu verharren – wir konzentrieren uns auf unseren Einflussbereich.

Wunderbar erklärt das ein aktuelles Video von Georg Jenewein: https://www.youtube.com/watch?v=p2cAxWPHyoA

Und hier kommt die Krux der aktuellen Situation: Unser Circle of influence hat sich angesichts dieser globalen Pandemie radikal verkleinert. Viele von uns haben sich davon leiten lassen, dass wir Einfluss nehmen können, indem wir die Kontaktbeschränkungen einhalten. Und dass dann schon wieder alles – irgendwie, irgendwann – zur Normalität zurückkehrt. So, das glaubten wir, würden wir unseren üblichen Einflussbereich, z.B. die Gestaltung unserer Freizeit und unseres Familienalltags, die erfolgreiche Ausübung des eigenen Berufs, wieder zurückerlangen.

Und das ist natürlich auch mittelfristig richtig – aber eben nicht für die kommenden Wochen und wahrscheinlich Monate. Und für diese Zeit gilt es, unseren Circle of Influence neu zu definieren.

Die Krux der aktuellen Situation: Unser Circle of influence hat sich angesichts dieser globalen Pandemie radikal verkleinert.

und jetzt: Weitermachen. Mit Regenerationspausen

Die aktuelle Situation wird noch für viele Monate unseren Circle of Influence einschränken. Um dennoch dort effektiv zu sein, gilt es, eine Menge eigener Ressourcen zu aktivieren: Optimismus, Ausdauer, Resilienz, um nur einige zu nennen. Das Gute ist: diese Quellen sind nicht erschöpflich. Wichtig, um sie auch nach Wochen der Einschränkung aktivieren zu können, sind jedoch regelmäßige Regenerationspausen – im Kleinen, wie im Großen. Viele haben über Ostern berichtet, wie gut es gelungen ist, die eigenen Batterien wieder aufzufüllen. Hören wir in unseren Freundeskreis, so sind es oft die Menschen, die regelmäßige Achtsamkeitsmeditationen und Sport an der frischen Luft in ihr Leben integrieren, denen es jetzt besonders gut gelingt, durchzuhalten.

Regenerationspausen braucht es auch für Mütter, besonders für diejenigen, die jetzt aus dem Home Office arbeiten: Ich gehe sogar soweit, dass man im aktuellen „Lock-down light“ vorsichtig darüber nachdenken darf, die Kinder mal durch Freunde oder Geschwister betreuen zu lassen, die nicht zur Risikogruppe gehören. Um sich gegenseitig mehr Regenerationspausen zu schaffen und diese Situation länger durchzuhalten.

Regenerationspausen brauchen wir auch als Selbständige und Unternehmer, die voller Kraft versuchen, Kundenkontakte aufrechtzuerhalten und Wege für produktive Zusammenarbeit zu finden. Vielleicht lohnt es sich, den abgesagten Osterurlaub nicht gegen Arbeit einzutauschen, sondern die freie Zeit zu Hause zu genießen (ein paar Anleitungen dazu in unserem Beitrag vom 6. April)

Und in diesen Regenerationspausen dürfen wir uns auch unseren Ängsten zuwenden, anstatt sie stetig wegzulächeln. Dazu berichteten wir hier am 31. März 2020 , einen schönen Beitrag dazu finden wir auch bei unserer Kollegin Nursen Ressel.

Und wer weiß, welche Ressourcen damit aktiviert werden, die uns helfen, gerade jetzt unseren gefühlt so kleinen Einflussbereich auf unerwartete Art und Weise zu weiten. Wir freuen uns übrigens, dies auch am 22. April im Rahmen unserer Regnose mit Kunden und Partnern zu erkunden. Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht, wir planen daher schon einen zweiten Durchgang, über den wir zeitnah informieren.

Bis dahin: Bleiben Sie gesund und – trotz allem – optimistisch!

Autorin: Dr. Britta Müller

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